Holzkugeln für den Berliner Zoo hergestellt

Holzkugeln und Kugeln mit Sockeln wurden unlängst im Berliner Zoo für den Chinesischen Pavillon benötigt. Aus diesem Grund kam eine große Berliner Abbundfirma auf mich zu und lieferte mir das bereits verklebte Lärchenholz direkt in die Drechslerwerkstatt.

Die Sockelkugeln sollten einen Durchmesser von 20cm haben – zuzüglich einem direkt angedrehten Sockel. Diese konnten bei mir aufgrund der Dimensionen und der Form nur per Hand gedreht werden. In mehreren Schritten (Bohren, Schruppen, Vordrehen) wurden die Rohlinge von mir an der Holzdrehbank in Form gebracht. Die tiefen Formen, wie Hohlkehle und Übergang der Kugel zum Sockel wurden dabei erst einmal vernachlässigt. Für die Kugelform verwendete ich eine simple Pappschablone.

Holzkugeln mit Sockel

In den weiteren Arbeitsgängen wurden die tiefen Hohlkehlen, der Sockelübergang und die kleine Aufsatzkugel angedreht, sowie das ganze Objekt geschliffen.

Holzkugeln mit Sockel Zoo Berlin

Ein weiterer Teil des Auftrages bestand in der Herstellung von 75 gebohrten Einzelkugeln im Durchmesser von 130mm. Angesichts der Menge war es nun vertretbar, über eine teilweise Automatisierung nachzudenken. Da mein hydraulischer Halbautomat nur über einen Werkzeugschlitten verfügt, musste ich die Rohlinge nach dem Schruppen noch etwas „in Form“ bringen. Da der Stahl nur eine vorgegebende Schnitttiefe hat, waren zusätzlich zwei Arbeitsvorgänge am Automaten notwendig. Der letzte Schnittvorgang wurde dann besonders langsam und mit schärfstem Werkzeug durchgeführt. Lärchenholz verfügt über harte und weiche Bereiche, die dem Werkzeug einiges abverlangen.

Holzkugeln Schritt 1 Holzkugeln Schritt 2 Holzkugeln fertig

Um die Drehstümpfe abdrehen zu können, schlug ich die Kugeln sanft in ein selbstgefertigtes Passfutter ein. Zuletzt kam das Schleifen und Bohren und der Kunde konnte den Pavillon komplettieren.  Auch die gewünschte rote Oberfläche wurde letztlich von der Zimmerei aufgebracht.

Einen schönen Auftrag mit etwas Außenwirkung hatte ich fertiggestellt.
Wochen später überzeugte ich mich bei einem Besuch im artenreichsten Zoo der Welt, ob auch die gerade erst angekommene neue Tierart – der Pandabär – gut untergekommen ist und auch beim Aufbau des zum Pandagelände gehörenden Pavillons nicht ausgerechnet auf meine Kugeln verzichtet wurde.  Aber nein…alles war in bester Ordnung, wie meine letzten fotografischen Eindrücke beweisen:

Chinesischer Pavillon Zoo Berlin Chinesischer Pavillon Zoo Berlin

Chinesischer Pavillon Berliner Zoo Holzkugeln Berliner Zoo

 

Säulen für Stehlampen aus Nussbaum gedreht

Im Auftrag eines Designers durfte ich für seine speziellen Stehlampen die Säulen anfertigen. Das bereits verleimte und innen teilweise hohl gefräste Nussbaumholz wurde praktischerweise angeliefert.  Dadurch fielen sämtliche potenziellen Probleme mit der Holzqualität und der Verleimfeuchte für mich unter den Tisch.
Die schlanken Teile maßen in der Länge ca. 1,45m. Der Durchmesser zog sich von 70 bis auf 8,7 Millimeter. Solche Maße sind ohne Hilfsmittel kaum zu händeln. Zu diesem Zweck steht dem Drechsler die Lünette zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe konnte ich die lange, schlanke Form gut bewältigen. Ein scharfes Werkzeug  ist wie immer Voraussetzung für gutes Gelingen.

Säule für Stehlampen - Sockel Säule für Stehlampen - Lünette

Alle 10 cm habe ich den Durchmesser nach Zeichnung vorgedreht und anschließend verbunden. Das beste Hilfsmittel ist dabei die Hand, die jede Delle und Beule fühlen kann.  Beim Drehen schlanker Teile greift die linke Hand hinter das sich drehende Holz und fängt den Druck des Werkzeugs ab. Nur der Daumen führt das Werkzeug, welches ruhig in der rechten Hand liegt. Die Genauigkeit liegt dabei im Zehntelmillimeterbereich.
Die Lünette muss mehrmals versetzt werden, damit man an jeden Teil der Lampensäule herankommt.

Säule für Stehlampen - Spitze Säule für Stehlampen aus amerikanischem Nussbaum

Da der Drechsler ein typischer Zulieferer ist und meist Halbfertigteile herstellt, ist es auch in diesem Fall nicht ungewöhnlich, dass der Kunde – ein Berliner Designer – das Produkt selbst weiter verarbeitet. Im Ergebnis entstand eine Stehlampe, die in Form und Technologie exklusiv und ungewöhnlich ist. Deshalb findet sie nicht nur in Europa Absatz.

Ein paar schöne  Ansichten und Detailinformationen finden Sie auf der Webseite vom Designer Tom Kühne.

Stehlampen Tom Kühne - Berlin
Quelle: tomkuehne.com

Gedrehte Möbelbeine – ganz nach Wunsch

Gern stelle ich gedrehte Möbelbeine – ganz nach Wunsch des Kunden her. Dabei spielen Stil und Funktion keine Rolle. Ob nach Zeichnung, Handskizze, Muster oder Bild – alles ist prinzipiell machbar. Die Kunden sind zumeist Tischler,  Designer, Produktentwickler und Restauratoren. Aber auch mancher Bastler lässt sich gern ein paar passende Beine für seinen selbstgebauten Stuhl, Tisch oder sein Bettgestell drehen. Da fast jede individuelle Idee unkompliziert umgesetzt werden kann, entstehen zum Schluss Unikate oder Designerstücke. Auch die detailgetreue Nachbildung von gedrehten Möbelbeinen- oder Füßen, die bereits einige Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte auf dem Buckel haben, gehört zum Alltag eines Drechslers.

gedrehte historische Möbelbeine

In diesem Fall benötigte der Kunde ein völlig neues Bauelement, angelehnt an die Form eines alten Möbelfußes.

Möbelfüße-tischbeine-dietrich

Diese einfachen runden Beine mit angeschnittenem Winkel wurden von der Firma Rejon Design entwickelt und zu einem modernen Beistelltisch aus Eichenholz verarbeitet.

Möbelfüße Huber

Auch hier wurden nach Wunsch vier Möbelbeine aus Eichenholz im Gründerzeitstil hergestellt.

Möbelbeine Drechslerei Huber Cembalo Fischinger

Diese vier Cembalobeine aus Platanenholz fanden Eingang in die Konstruktion eines Cembalos aus dem Haus Fischinger / Berlin.   (Bild: Markus Fischinger)

Figuren Kleinserie gedreht

Für eine Berliner Kundin durfte ich unlängst eine kleine Figuren Kleinserie nach gelieferter Zeichnung drehen.
Das Problem bei kleinen Serien, die sich meist in den Hunderten bewegen, ist die Art der Herstellung. Diese soll effektiv und damit das Erzeugnis preiswert sein. Dabei gilt es abzuwägen, ob die Serie manuell mit der Hand gedreht oder unter Zuhilfenahme von Automaten- oder Halbautomatentechnik hergestellt werden kann.

Figuren Kleinserie
Je 100 Stück verschiedener Größe

Handdreharbeit benötigt wenig Vorbereitung, ist aber relativ langsam. Eine größere Stückzahl gleichartiger Figuren herzustellen, kann lange dauern und damit den Preis in die Höhe schrauben.
CNC-Holzdrehautomaten sind zumeist auf Massenproduktion ausgerichtet und somit ist die Herstellung von zum Beispiel 100 Stück für den Automaten uneffektiv. Lange Einrichtungszeiten heben den Vorteil der extrem schnellen Produktion wieder auf. CNC-Automaten sind teuer und benötigen lange Laufzeiten mit hohen Stückzahlen.

Dazwischen finden sich jedoch noch mehrere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Herstellung am sogenannten Kanteldreher oder der Fassondrehbank. Die Maschine ist im Gegensatz zum Drehautomaten sehr preiswert und steht in fast jeder Drechslerei. Da man jedoch für die Figurenform ein Fassonmesser benötigt, welches speziell angefertigt werden muss, treibt das den Preis bei kleinen Stückzahlen nach oben.
Vorteil ist, dass Fassonautomaten und auch Kanteldreher den Figurenkörper komplett fertig drehen können. Eine Nachbearbeitung neben dem Schleifen ist nicht mehr nötig. So auch beim Handdrehen.

Automatenmuster
Genauigkeit kommt hier vor Schönheit (Automatenmuster)

Gewählt habe ich letztlich eine Kombination aus Beidem. Zur Verfügung stand mir neben einem Kanteldreher auch eine hydraulische Kopierdrehbank für Langholzartikel. Als Drechsler kann man per Hand schnell und effektiv  ein Kopiermuster herstellen, um dann mehrere Figuren hintereinander auf dem Automaten drehen zu können. Das Schleifen erfolgt parallel dazu und nach dem Trennen der einzelnen Figuren auf der Formatkreissäge, muss lediglich die dabei entstandene Kante am Figurenkopf abgedreht und geschliffen werden. Ein schnell per Hand gedrehter Holzspund hält die Figuren dabei in der Holzdrehbank fest. Mit dieser für eine Drechslerei typischen Kombination von Arbeitsgängen, ließ sich letztlich die gewünschte Kleinserie effektiv und preiswert hersstellen.

Allan McCollum – Shapes – it´s going on

Der Satz: “ Allan McCollum – Shapes – it´s going on “ bezeichnet die Fortführung meiner Arbeit  gemeinsam mit meiner Kollegin Karina Ihlenburg an einer Serie von künstlerischen Drehteilen aus Eschenholz im Rahmen des Shapes Projects des New Yorker Künstlers Allan McCollum. 144 Objekte wurden bereits fertiggestellt – weitere 144 Stücke folgen.  Jedes der sogenannten Shapes ist ein Unikat. Lediglich Holzart und Grundmaße sind gleich.
Auftraggeber ist die Galerie Thomas Schulte aus Berlin – eine international renommierte Galerie für zeitgenössische Kunst.

Allan McCollum - Shapes - eine kleine Auswahl

In meinen Artikeln Drehteile nach Zeichnung und Drechslerarbeiten für Künstler ging ich bereits auf das Thema ein. Nichts desto trotz lohnt es sich, immer wieder einmal einen Blick in die Werkstatt zu werfen. Selbst nach so vielen verschiedenen, mit der Hand gedrehten Formen entsteht von Zeit zu Zeit die Notwendigkeit, ein neues Werkzeug zurecht zu schleifen, eine neue Befestigungsmöglichkeit zu erdenken oder eine neue Handauflage fertigen zu lassen, um die Herausforderungen meistern zu können.

Allan McCollum - Shapes - Zeichnung und Ergebnis

Herausforderung an sich ist schon die Auswahl des Holzes beim Holzhändler. Eschenholz ist ein recht buntes Holz, kann stark variieren und Schatten im technisch getrockneten Holz müssen leider hingenommen werden. Da es im Block verleimt wird, spielt die Feuchtigkeit des Holzes  für die Dauerhaftigkeit der Kunstobjekte eine große Rolle. Verarbeitet wird Eschenholz mit  9 – 11 % Holzfeuchte und wird wenn möglich nach allen Regeln des Handwerks verklebt.

Allan McCollum - Shapes - Zeichnung und Ergebnis

Es gibt nicht für jede Form ein passendes Werkzeug und so muss auch einmal getrickst und improvisiert werden, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Auch ist die Herstellung nicht immer ganz ungefährlich.
Lohn der Arbeit war schließlich die Vernissage in der Galerie Thomas Schulte. Von den Galeristen hervorragend in Szene gesetzt, konnte nun auch der Handwerker einen Eindruck von dem bekommen, was der Künstler Allan McCollum in seinem Projekt erdacht und bezweckt hat.

Allan McCollum - Shapes - Vernissage Allan McCollum - Shapes - Künstler und Handwerker

Der Künster Allan McCollum gemeinsam mit den Drechslermeistern Karina Ihlenburg und Steffen Huber am 02.11.2015 in Berlin – weitere Ausstellungen gab es mittlerweile in Mailand, Basel, Miami und New York.

Drechslerprodukte spiegeln sich im Brennholz wider

Wer hätte gedacht, dass sich meine Drechslerprodukte noch so lange im Brennholz widerspiegeln?

Viele Jahre lagert bereits ein großer Teil meines Brennholzvorrates in einem Seecontainer, der sonst nur als Abstellraum für Gartenutensilien genutzt wird. Irgendwann wurde es Zeit, dieses Brennholz seinem eigentlichen Zweck zuzuführen – dem Heizen meines alten Universalkessels und damit dem Wärmen von Werkstatt und Wohnhaus.  Stück für Stück landete somit im Ofen. Ab und zu verbanden sich mit einem Stück Holz alte Erinnerungen an hohe Holzstapel, fleißige Helfer, den einen oder anderen grünen Schein, den man dem Holzhändler zuschieben musste und natürlich einzelne längst vergessene Produkte meiner seit 1988 bestehenden Drechslerei.

Brennholz aus der Drechslerproduktion
Ein paar Abfallstücke habe ich mir beim Befüllen des Kessels beiseite gelegt und nachgeschaut, ob es noch Bilder meiner dazugehörigen Drechslerprodukte gibt. Besonders interessant, weil das Produktionsspektrum immer wieder den Trends und Bedürfnissen folgen musste, somit sich natürlich auch eigene Fertigkeiten, Maschinenpark und Logistik  erweiterten.

In der linken Ecke finden sich zum Beispiel kleine Plättchen aus Kiefernholz und ein Stück Hartfaserplatte, mit denen ich ein Spielboot beplankt und ausgekleidet habe, welches noch heute in einer Kinderarztpraxis steht. Das war im Sommer 1991. Das Boot wird immer noch regelmäßig überholt – vor zwei Jahren musste das Steuerrad erstmalig komplett ausgewechselt werden.  Das Radlager vom Trabant war schon arg mitgenommen…

Spielboot Drechslerprodukte

Auf der rechten Seite liegen einige Stücke kreisförmig ausgeschnittenes Erlen- und Eschenholz. Die Reste entstanden beim Ausschneiden von Tellern, aus denen ich  profilierte Ringe gedreht habe. Diese dienten von mir erdachten und gefertigten Zeitungsständern als Füße. 1989 fing ich an, diese beliebten Objekte an Kunstgewerbeläden zu verkaufen. Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, aber damals konnten die Erzeugnisse garnicht genug Schnörkel und Formen haben.

Zeitungsstaender Drechslerprodukte

Das kleine gedrehte und gebohrte Stück in der Mitte ist ein Abfallteil aus meiner ältesten Serienproduktion. Als ich im Sommer 1988 meine Drechslerei eröffnete benötigte ich einen stabilen „Aufhänger“, der mir regelmäßig gut bezahlte Arbeit bescherte. Das waren dann sogenannte Pfeifenständer, in denen ein Pfeifenraucher seine Pfeifen abstellen konnte. Die Konstruktion war für fünf Pfeifen gedacht, war aus Birkenholz und wurde in 3 verschiedenen Farbtönen geliefert. Alle paar Wochen fuhr ich mit einem vollgepackten Saporoshez nach Berlin zur Großhandelsgesellschaft (GHG) „Waren täglicher Bedarf“ (WtB) und verhalf den Tabakwarenläden in Potsdam und Berlin  zu etwas mehr Angebot. Das dazu benötigte sogenannte „Preiskarteiblatt“ hatte ich im Vorfeld bei der ÖVW des Landkreises beantragt und genehmigt bekommen.
Die auf meiner Erika getippte Rechnung vom 3.9.1988 hab ich zur Belustigung mal mit hochgeladen.

Pfeifenstaender Drechslerprodukte Rechnung

Jetzt sage noch jemand, dass Brennholz nur Wärme spendet….. :D

 

Gedrehte Zierleisten aus Holz gefertigt

Auf Wunsch eines Kunden wurden Zierleisten aus Holz gefertigt. Diese sollten dazu dienen, die Füllungen von Wohnungstüren zu umrahmen. Vorbild war ein kleines profiliertes Stück Holz.
Die Länge der einzelnen Elemente spielte keine große Rolle, da die Teile sowieso erst noch individuell auf Länge geschnitten und eingepasst werden mussten. Auch die Holzart war relativ egal, da die Oberfläche deckend gestrichen werden solllte. So konnten jede Menge Reste von Eschenholz verarbeitet werden, die eigentlich zum Verheizen zu schade waren.
Ein CNC-Automat hätte nun ein Programm benötigt, um die Form aufs Werkstück übertragen zu können – meinem hydraulischen Kopierautomaten genügt aber auch ein handgedrehtes Muster.

Zierleisten aus Holz drehen

Der Automat fährt die jeweiligen Musterstücke mit zartem Druck ab und überträgt die Form auf das eingespannte, rotierende Werkstück. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Erzeugnis einen Durchmesser von 12 Zenti- oder 8 Millimetern hat.
In diesem Fall waren die Leisten maximal 15 Millimeter dick und 34 Zentimeter lang. Damit nicht viel nachgeschliffen werden muss, sollte der Drehstahl schon recht scharf sein und die Drehzahl optimal an das Werkstück angepasst werden.

Zierleisten aus Holz Versand

Die Enden mit den Mitnehmerspuren wurden noch abgeschnitten und verputzt und schon waren einige laufende Meter Zierleisten zum Versand fertig. Der Kunde schliff anschließend noch eine kleine Fläche zur besseren Auflagean, passte die Leisten ein und fertig waren die Türen für die Maler…

Zierleisten aus Holz montiert
Bild: Frank Steinert, Berlin

Kleine Tabakdose aus Eschenholzkern gefertigt

Unlängst durfte ich für eine Kundin eine kleine Tabakdose aus Eschenholz fertigen. Für mich war es in meiner gut 27-jährigen Selbständigkeit die erste dieser Art. Aber da mein Handwerk extrem weit gefächert ist, sollte das nicht weiter verwundern. Von 1988 bis 1990 stellte ich witzigerweise große Serien von Pfeifenständern für den Raum Potsdam/Berlin her – hatte also schon einmal im Rauchermetier zu tun.
Das gute Stück sollte ca. 10 Zentimeter im Durchmesser betragen und ca. 2,5 Zentimeter hoch sein, relativ fest schließen und ähnlich einer gelieferten Abbildung hergestellt werden.
Ein schönes Stück Eschenkern wurde zugerichtet, gebohrt und auf dem Schraubenfutter mit einem Außenfalz versehen. An diesem wurde der Rohling in einem kleinen Backenfutter festgespannt und die Hohlung samt Falz für die Passung gedreht und geschliffen. Der gleiche Vorgang wurde mit dem Deckel wiederholt und die Passung gut klemmend hergestellt. Das Unterteil der Dose konnte nun fest an den Deckel gedrückt und weiter bearbeitet werden. Nach dem Lösen des fertigen Unterteils vom Deckel, drehte ich ein Passfutter, steckte den Deckel auf und bearbeitete auch hier die Außenseite, bis alles fix und fertig war.
Die Oberfläche versiegelte ich anschließend zwei Mal mit dem steinert® Drechsleröl“, welches  speichel- und schweißecht ist und sich deshalb auch für eineTabakdose aus Eschenholz eignet.

Tabakdose aus Eschenholz innen Tabakdose aus Eschenholz außen

Drehteile nach Zeichnung

Die 144 Drehteile, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Karina Ihlenburg nach Zeichnung für die Berliner Galerie Schulte zur Zeit noch herstelle, gleichen sich nur in Material und Grundmaßen. Der New Yorker Künstler Allan McCollum hat die jeweils unterschiedlichen Formen für eine Ausstellung entwickelt.
Die Herstellung eines der Objekte möchte ich hier einmal etwas genauer beleuchten. Wir Drechsler wurden in diesem Auftrag vor einige Probleme gestellt, die gelöst werden mussten, ohne die Qualität zu mindern.
Grundmaterial ist trockenes Eschenholz mit ca. 9-10% Holzfeuchte. 50er Bohlen wurden zu Klötzen von 320 x 175 x 175mm verklebt. Genutzt wurde dabei nur der helle Anteil. Dabei gibt es von Baum zu Baum unterschiedliche Farbabstufungen und Schattierungen, die man in Kauf nehmen muss.

ZeichnungDie unbemaßte 1:1 Zeichnung im Vollschnitt zeigt bereits, was dem Handwerker eventuell Kopfzerbrechen bereiten könnte.
Beide Stirnholzseiten sind zum Teil erheblich profiliert und es gibt auf beiden Seiten formvollendete Abschlüsse.
Die Herausforderung besteht hier aus der Reihenfolge und den angewendeten Befestigungsmethoden. Dabei verfügt jede Werkstatt über ihr eigenes Know-how – je nach üblichem Produktionsspektrum.

 

01-auf-Mass-gedrehtDer Rohling wurde auf Maß gedreht und für die Aufnahme in einem Vierbackenfutter mit etwas größeren Spannbacken vorbereitet.

 

 

02-Form-vorgedrehtDie Außenform ist schon erkennbar. Damit das Drehteil nicht vibriert, wird es rechts vom Reitstock unterstützt.

 

 

03-Frontkontur-BeginnUm die erste Stirnseite längs zur Drehachse bearbeiten zu können,  habe ich einen Hilfsreitstock mit feststehender Spitze montiert, der eine Bearbeitung bis zum Durchmesser von 20mm zulässt. Eine komplett freie Bearbeitung der Stirnseite ist evtl. mit  noch größeren Spannbacken möglich, jedoch kam es bei meinen Tests immer zu Vibrationen.

04-Frontkontur-halb-fertigDie äußere Kontur ist hier bereits eingebracht. In dieser engen Kehle ist ein Schneiden mit den üblichen Werkzeugen nicht mehr möglich, so dass mit einem frisch geschliffenen Stahl sauber geschabt werden muss.  Ein langer Griff hilft dabei, dem entgegengebrachten Druck zu begegnen.

05-Frontkontur-geschliffenAuch die Aufmerksamkeit, die man dem Schleifen des Drehteils widmen muss, ist nicht zu unterschätzen. Die Finger geraten allzu leicht in die Hohlung und was feststeckt wird mitgenommen…also behilft man sich mit diversen Leisten und Leistchen, die mit Schleifleinen bestückt wurden.

06-Rueckkontur-vorbereitetDa man nun das Backenfutter nicht mehr nutzen kann, macht sich der Vorteil des Hilfsreitstocks bemerkbar, ohne den man die Konturen an der zweiten Stirnholzseite kaum einbringen könnte. Einen Tropfen Öl an die Spitze und keine zu schnelle  Drehgeschwindigkeit machen es möglich.

07-Rueckkontur-vorbereitetMit einem langen 5mm Plattenstahl, der vorn rund angeschliffen wurde, ist nun die Ausarbeitung der gewünschten Form kein Problem.

 

09-Rueckkontur-fertigDie Form ist nun bereits fertig gedreht und geschliffen. Das Schleifen der Innenkontur selbst kann nur noch nach Gefühl erfolgen und muss immer wieder mit einer Schwanenhalslampe kontrolliert werden.

 

11-Form-einseitig-fertig Da der Mitnehmer nicht mehr in das etwas aufgeweitete Loch der Körnerspitze passte, behalf ich mir mit einem kleinen Backenfutter. Nun war lediglich die Oberfläche nachzuarbeiten und die Form an der einen Seite abzuschließen. Dabei bleibt ein kleiner verantwortbarer Steg stehen, der im Abschluss weggeschnitzt und verschliffen wird.

12-Form-beidseitig-fertigDie gleiche Prozedur erfolgt auf der anderen Seite und wieder konnte ein fertiggestelltes Drehteil nach Zeichnung an den Kunden versendet werden.

12-Form-komplett-fertig Zeichnung

Drechslerarbeiten für Künstler

Vor knapp zwei Jahren nahm die Berliner Galerie Schulte den Kontakt zu mir auf, da sie eine Drechslerei suchte, die für den New Yorker Künstler Allan McCollum Drechslerarbeiten ausführen würde.
Nach vielen detaillierten Absprachen war es dann soweit – der Auftrag, der aufgrund der Menge der zu schaffenden Kunstobjekte mit der Drechslerei Rose geteilt wurde – stand und es konnte mit der Arbeit begonnen werden.
Die mit einem speziellen Programm entwickelten Formen des Künstlers stellen seit Beginn eine große Herausforderung an uns Handwerker dar. Für manche Formen mussten Befestigungsmöglichkeiten erdacht, neue Handauflagen gefertigt oder neue Werkzeuge geschliffen werden. Insgesamt 144 technische Zeichnungen von jeweils unterschiedlichen Objekten mussten gesichtet, sortiert und eingeschätzt werden. Allesamt jeweils ca. 17 cm im Durchmesser und ca. 25,5 cm lang. Verklebt wurde nur der helle Anteil des dafür eingekauften Eschenholzes.
Bei oberflächlicher Betrachtung sehen die meisten sogenannten „Shapes“ recht einfach aus. Der Teufel liegt aber wie so meist im Detail. Viele dieser zum Teil verborgenen Formabschnitte sind von außen kaum sichtbar und nur auf der Zeichnung nachvollziehbar. Jedoch spielt hier nicht die weniger aufwändige praktische Umsetzung, sondern die Vollkommenheit der vorgegebenen Form die wichtigere Rolle.
Da die ersten Objekte bereits auf der Art Basel ausgestellt waren, dürfen auch die Produzenten der Holzobjekte ihre Arbeit vorstellen.

Drechslerarbeiten auf der Art Basel 2015 Drechslerarbeit Nr. 104-109
Foto: Michael Zimmermann – Galerie T.Schulte                                   Foto: Steffen Huber

Eine ansprechende Endbehandlung und durchdachte Präsentation unserer Drechslerarbeiten durch die Galerie Schulte gaben den vielen Einzelobjekten den letzten Schliff. Auf der rechten Seite ein gerade fertiggestelltes Objekt aus den Shapes von Allan McCollum – fein geschliffen, aber noch unbehandelt.
Voraussichtlich im Oktober 2015 wird die Ausstellung des kompletten Sortimentes der 144 Shapes von Allan Mc Collum in der Galerie Thomas Schulte gezeigt werden. Diese ist in der Charlottenstraße 24 in Berlin-Mitte zu finden. Das Eckgebäude zur Leipziger Straße – kurz hinter dem Leipziger Platz Richtung Zentrum ist durch seine großen Rundbogenfenster sehr prägnant und nicht zu übersehen.