Ein Globus-Gestell als Drechslerarbeit

Die Herstellung eines Globus-Gestell ist eine nicht mehr ganz typische Drechslerarbeit. Zumeist bestehen sie aus Metall oder Plastik. Historische Objekte wurden aber auch oft aus Holz hergestellt.  Auf einen Kundenwunsch hin durfte ich nun einen typischen Tischglobus aus den 50er Jahren mit einem Holzgestell versehen. Das alte Gestell aus Plastik war zerbrochen und nicht mehr reparabel. Den Ständer ansich zu produzieren, ist sicher kein Problem. Mehr Gedanken muss man auf den geschwungenen Bügel verwenden, der den Globuskörper aufnimmt und mit dem Standfuß verbindet.
Zur Herstellung gibt es mehrere Möglichkeiten:

Der Bogen kann aus einem Ring hergestellt werden, der aus einem verklebten Brett gedreht wird. Dabei sollte ein feines, festes Holz verwendet werden, das kaum noch schwindet – also im Feuchtebereich gut unter 10% liegt. Nachteil ist trotzdem die Instabilität, da sich bei über 180° immer auch irgendwo Hirnholz befindet, welches durch den Faserverlauf nicht bruchfest ist.

Der Bogen kann aus Segmenten verklebt werden, um Hirnholzbereiche auszuschließen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten – über Verleimzinken bis zu versetztem Kleben. Das ist jedoch relativ aufwändig und die vielen Holzverbindungen bleiben sichtbar.

Der eleganteste Weg ist wohl immer noch das Biegen der Form. Ideal ist dabei das Biegen über Dampf. Dafür muss man jedoch technisch ausgestattet sein und über dahingehende Erfahrungen verfügen. Einfacher – und von mir deshalb gewählt, ist das Biegen der Form beim Verkleben von Brettchen in mehreren Schichten. Im Gegensatz zu Sperrholz bleibt hier der Faserverlauf gleich. Eine einfache Formverleimung.

Globus-Gestell als Zeichnung Globus-Gestell Bogenverleimung

Günstig ist, wenn sich das Holz noch gut biegen lässt und doch möglichst dick bleibt. In diesem Fall habe ich mich für eine Stärke von 2,5mm entschieden. Das ließ sich noch gut allein und an einer simplen Lehre bewerkstelligen. Vorsichtig abgerichtet und an der Kreissäge parallel geschnitten, bietet der Bogen nun die ausreichende Präzision für den Globus. Den Bogen habe ich in eine Nut eingepasst und mit einer Messing-Schlitzschraube verschraubt, damit das Teil demontierbar bleibt. Ebenfalls nur verschraubt ist der Fuß aus Querholz und die kleine Langholzsäule (Rampamuffe und Gewindestück).  Das alte „Tafelwerk“ aus der Schule half mir bei kleinen  Berechnungen, wie der geneigten Erdachse (23,44°).

Globus-Gestell Montage Globus-Gestell fertig montiert

Für die Versiegelung der Oberfläche verwendete ich Holzwachs L von Genotop, welches den zarten Farbton der gedämpften Rotbuche aufflammen lässt.

 

 

Sparbüchse mit Bajonettverschluss gedreht

Unlängst durfte ich eine hölzerne Sparbüchse mit Bajonettverschluss drehen. Ziel der Sparfunktion war die Rettung der afrikanischen Tierwelt.  Aus diesem Grund wählte ich in Absprache mit der Kundin den Habitus einer Giraffe.  Zugegebenermaßen einer ziemlich dicken Giraffe, aber es sollte ja auch Einiges an Geld hineinpassen. Damit die Spenden nicht gleich wieder unten hinausfallen, musste eine Lösung für den Boden her.  Diese war eine Art Bajonettverschluss, der den Boden verschließt und trotzdem wieder zu öffnen ist.

Hölzerne Sparbüchse mit BajonettverschlussAuf dem Bild ist die fertige Giraffe leider schon Opfer des in einer Drechslerei massenhaft anfallenden Holzstaubes geworden. Man sollte aber hoffentlich gut erkennen können, wie der Verschlussmechanismus ausgeführt wurde. In den Sparbüchsenkorpus wurde das Gegenstück zum Deckel eingedreht und mit einem Stopper und einem kleinen Keil versehen, der ein zu schnelles Lösen verhindern sollte.  Die Gefahr bei dieser Konstruktion ist einzig und allein die Verformung der Teile aus Eichenholz. Deshalb muss etwas großzügiger gearbeitet werden.

 

 

Der Hals der Giraffe wurde an den Korpus angepasst und mit kleinen Dübeln befestigt. Der geschnitzte Schwanz ist auf den Aufnahmen leider nicht zu sehen, rundete aber das Gesamtbild sehr schön ab.  Augen, Ohren und Hörner wurden mit kleinen Zapfen eingesetzt und die Nasenlöcher geschnitzt.  Die hoffentlich vorhandene Ähnlichkeit ist nicht zufällig, sondern basiert auf dem fleißigen Studium von Giraffenporträts…

Sparbüchse aus Eiche mit Bajonettverschluss Die Giraffe hätte man auch wachsen, ölen oder mit einem Mix von beidem behandeln können, aber uns erschien die Verwendung eines stabilen Lackes sinnvoller, um einen besseren Schutz der Oberfläche gewährleisten zu können.

 

Gedrehte Möbelbeine – ganz nach Wunsch

Gern stelle ich gedrehte Möbelbeine – ganz nach Wunsch des Kunden her. Dabei spielen Stil und Funktion keine Rolle. Ob nach Zeichnung, Handskizze, Muster oder Bild – alles ist prinzipiell machbar. Die Kunden sind zumeist Tischler,  Designer, Produktentwickler und Restauratoren. Aber auch mancher Bastler lässt sich gern ein paar passende Beine für seinen selbstgebauten Stuhl, Tisch oder sein Bettgestell drehen. Da fast jede individuelle Idee unkompliziert umgesetzt werden kann, entstehen zum Schluss Unikate oder Designerstücke. Auch die detailgetreue Nachbildung von gedrehten Möbelbeinen- oder Füßen, die bereits einige Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte auf dem Buckel haben, gehört zum Alltag eines Drechslers.

gedrehte historische Möbelbeine

In diesem Fall benötigte der Kunde ein völlig neues Bauelement, angelehnt an die Form eines alten Möbelfußes.

Möbelfüße-tischbeine-dietrich

Diese einfachen runden Beine mit angeschnittenem Winkel wurden von der Firma Rejon Design entwickelt und zu einem modernen Beistelltisch aus Eichenholz verarbeitet.

Möbelfüße Huber

Auch hier wurden nach Wunsch vier Möbelbeine aus Eichenholz im Gründerzeitstil hergestellt.

Möbelbeine Drechslerei Huber Cembalo Fischinger

Diese vier Cembalobeine aus Platanenholz fanden Eingang in die Konstruktion eines Cembalos aus dem Haus Fischinger / Berlin.   (Bild: Markus Fischinger)

Figuren Kleinserie gedreht

Für eine Berliner Kundin durfte ich unlängst eine kleine Figuren Kleinserie nach gelieferter Zeichnung drehen.
Das Problem bei kleinen Serien, die sich meist in den Hunderten bewegen, ist die Art der Herstellung. Diese soll effektiv und damit das Erzeugnis preiswert sein. Dabei gilt es abzuwägen, ob die Serie manuell mit der Hand gedreht oder unter Zuhilfenahme von Automaten- oder Halbautomatentechnik hergestellt werden kann.

Figuren Kleinserie
Je 100 Stück verschiedener Größe

Handdreharbeit benötigt wenig Vorbereitung, ist aber relativ langsam. Eine größere Stückzahl gleichartiger Figuren herzustellen, kann lange dauern und damit den Preis in die Höhe schrauben.
CNC-Holzdrehautomaten sind zumeist auf Massenproduktion ausgerichtet und somit ist die Herstellung von zum Beispiel 100 Stück für den Automaten uneffektiv. Lange Einrichtungszeiten heben den Vorteil der extrem schnellen Produktion wieder auf. CNC-Automaten sind teuer und benötigen lange Laufzeiten mit hohen Stückzahlen.

Dazwischen finden sich jedoch noch mehrere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Herstellung am sogenannten Kanteldreher oder der Fassondrehbank. Die Maschine ist im Gegensatz zum Drehautomaten sehr preiswert und steht in fast jeder Drechslerei. Da man jedoch für die Figurenform ein Fassonmesser benötigt, welches speziell angefertigt werden muss, treibt das den Preis bei kleinen Stückzahlen nach oben.
Vorteil ist, dass Fassonautomaten und auch Kanteldreher den Figurenkörper komplett fertig drehen können. Eine Nachbearbeitung neben dem Schleifen ist nicht mehr nötig. So auch beim Handdrehen.

Automatenmuster
Genauigkeit kommt hier vor Schönheit (Automatenmuster)

Gewählt habe ich letztlich eine Kombination aus Beidem. Zur Verfügung stand mir neben einem Kanteldreher auch eine hydraulische Kopierdrehbank für Langholzartikel. Als Drechsler kann man per Hand schnell und effektiv  ein Kopiermuster herstellen, um dann mehrere Figuren hintereinander auf dem Automaten drehen zu können. Das Schleifen erfolgt parallel dazu und nach dem Trennen der einzelnen Figuren auf der Formatkreissäge, muss lediglich die dabei entstandene Kante am Figurenkopf abgedreht und geschliffen werden. Ein schnell per Hand gedrehter Holzspund hält die Figuren dabei in der Holzdrehbank fest. Mit dieser für eine Drechslerei typischen Kombination von Arbeitsgängen, ließ sich letztlich die gewünschte Kleinserie effektiv und preiswert hersstellen.

Leuchter mit der Hand gedreht

Hab letztens nach Kundenwunsch sieben Leuchter mit der Hand gedreht. Eine sehr schöne Aufgabe, da gedrehte (gedrechselte) Kerzenleuchter im Osten Deutschlands seit der Wende nicht mehr wirklich gewünscht wurden. Der derzeitige Trend ist eher schlicht und so konnte ich mich ein wenig „austoben“. Der Kunde hatte zwar ein Bild zur Orientierung beigelegt und eigenes Material mitgebracht, aber für die Formgebung hatte ich weitestgehend freie Hand.

Leuchter aus Holz

Mir war es selbst überlassen, den sieben Objekten aus ~holz eine unterschiedliche und doch ähnliche Form zu geben. So ließ ich mich spontan von verschiedenen Stilen inspirieren – ließ die Formen direkt an der Drehbank ins Holz fließen. Die Formgebung im Drechslerhandwerk ist eher konservativ und speist sich aus jahrhundertealten Traditionen. Was dem Auge angenehm war, hat sich durchgesetzt. Ob Klassizismus, Biedermeier, Gründerzeit oder Jugendstil – die Grundformen blieben immer die gleichen. Sie wurden und werden nur unterschiedlich kombiniert. Dabei spielt der sogenannte goldene Schnitt eine nicht unerhebliche Rolle – wenn auch nur in den Grundzügen und nicht im Detail. Im Falle dieser Leuchter sollte die Form eine gewisse Standfestigkeit unterstützen. Das erreicht man durch kürzere, dickere Formen im unteren Bereich und schlankere, längere im oberen Abschnitt. Der Schwerpunkt liegt damit im Fuß. Der gedrungene Kopf ist in der Lage (optisch gesehen), etwas zu tragen – in unserem Fall eine kräftige Kerze aufzunehmen. Konus und Karnies im mittleren Bereich haben den Schwerpunkt unten. Dadurch wird es eine aufstrebende, höhengewinnende Form.

Das ist natürlich viel „Geschwafel“ um eine kleine Sache, aber oft sind es auch die kleinen Dinge, die wohlüberlegt sein müssen, um das große Ganze wirkungsvoll und harmonisch ins Bild zu setzen. Kontraste sind es, die Spannungen erzeugen und Objekte interessant machen. In diesem Fall sollte der Kontrast in dem stark verzierten Leuchter und der schlicht glatten, hoch aufragenden Kerze bestehen.

Allan McCollum – Shapes – it´s going on

Der Satz: “ Allan McCollum – Shapes – it´s going on “ bezeichnet die Fortführung meiner Arbeit  gemeinsam mit meiner Kollegin Karina Ihlenburg an einer Serie von künstlerischen Drehteilen aus Eschenholz im Rahmen des Shapes Projects des New Yorker Künstlers Allan McCollum. 144 Objekte wurden bereits fertiggestellt – weitere 144 Stücke folgen.  Jedes der sogenannten Shapes ist ein Unikat. Lediglich Holzart und Grundmaße sind gleich.
Auftraggeber ist die Galerie Thomas Schulte aus Berlin – eine international renommierte Galerie für zeitgenössische Kunst.

Allan McCollum - Shapes - eine kleine Auswahl

In meinen Artikeln Drehteile nach Zeichnung und Drechslerarbeiten für Künstler ging ich bereits auf das Thema ein. Nichts desto trotz lohnt es sich, immer wieder einmal einen Blick in die Werkstatt zu werfen. Selbst nach so vielen verschiedenen, mit der Hand gedrehten Formen entsteht von Zeit zu Zeit die Notwendigkeit, ein neues Werkzeug zurecht zu schleifen, eine neue Befestigungsmöglichkeit zu erdenken oder eine neue Handauflage fertigen zu lassen, um die Herausforderungen meistern zu können.

Allan McCollum - Shapes - Zeichnung und Ergebnis

Herausforderung an sich ist schon die Auswahl des Holzes beim Holzhändler. Eschenholz ist ein recht buntes Holz, kann stark variieren und Schatten im technisch getrockneten Holz müssen leider hingenommen werden. Da es im Block verleimt wird, spielt die Feuchtigkeit des Holzes  für die Dauerhaftigkeit der Kunstobjekte eine große Rolle. Verarbeitet wird Eschenholz mit  9 – 11 % Holzfeuchte und wird wenn möglich nach allen Regeln des Handwerks verklebt.

Allan McCollum - Shapes - Zeichnung und Ergebnis

Es gibt nicht für jede Form ein passendes Werkzeug und so muss auch einmal getrickst und improvisiert werden, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Auch ist die Herstellung nicht immer ganz ungefährlich.
Lohn der Arbeit war schließlich die Vernissage in der Galerie Thomas Schulte. Von den Galeristen hervorragend in Szene gesetzt, konnte nun auch der Handwerker einen Eindruck von dem bekommen, was der Künstler Allan McCollum in seinem Projekt erdacht und bezweckt hat.

Allan McCollum - Shapes - Vernissage Allan McCollum - Shapes - Künstler und Handwerker

Der Künster Allan McCollum gemeinsam mit den Drechslermeistern Karina Ihlenburg und Steffen Huber am 02.11.2015 in Berlin – weitere Ausstellungen gab es mittlerweile in Mailand, Basel, Miami und New York.

Schalen Produktion – Teil des Drechslerhandwerks

Schalen gehören zu den typischen Herstellungsartikeln des Drechslers. Wie alle Produkte unterliegt der Bedarf an ihnen aber auch Trends und anderen Einflüssen. Da die Formen, Materialien und Besonderheiten aber derart vielfältig sein können, findet sich fast immer auch für irgendeine Variante ein dankbarer Markt.
Sie sind Dekoelemente, Gebrauchsartikel oder Kunstgegenstände, sind klein, groß, flach oder tief. Eines ist jedoch allen gemeinsam: eine Hohlform, in der sich Dinge aufbewahren lassen.
schalen
Im Moment ist Natur gefragt. Für Schalen heißt es, dass natürliche Einschlüsse, Naturränder mit Rinde oder Borke, Moosbewuchs, Wurmlöcher, Risse, Löcher oder Äste kein wirkliches Problem darstellen. Man soll sehen, dass ein Naturmaterial verwendet wurde. Es wird auf Kontraste gesetzt. Da werden Oberflächen behämmert, angebrannt, Wind und Regen ausgesetzt, sandgestrahlt, vergoldet usw. – aber fast immer kombiniert mit der fein geschliffenen und nur zurückhaltend oberflächenbehandelten Holzoberfläche.
Viele Freizeitdrechsler und Künstler haben sich der Schalenherstellung verschrieben. Man wetteifert um Größe und Dünnwandigkeit. Welche Schale verformt sich ohne zu reißen…?
Schale P1030110
Im Handwerk werden Schalen im Allgemeinen aus Querholz hergestellt, das heißt, das Material wird quer zur Faserrichtung aus der Bohle geschnitten. Am Schalenrand wechseln sich Hirnholz und gerader Faserverlauf ab. Das ist die eigentliche Herausforderung an das Werkzeug, welches verwendet wird. Weder darf das Hirnholz ausreißen, noch an der Langholzseite Fasern wegsplittern. Besonders scharfes Werkzeug und eine ruhige Hand sind ein Muss.
schale2 Schale
Damit eine Schale auch bei leichter Verformung im Nachtrocknungsprozess noch gut auf ihrer Standfläche steht, wird die Hohlung immer in die rechte, also kernzugewandte Seite eingedreht. Am Fuß bildet sich dann eine konkave Hohlung. Andernfalls würde sich ein Bogen bilden und die Schale schwanken oder kippeln.
Die Herstellung von Schalen ist nur schwer zu automatisieren, ohne einen Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen. Es gibt Hilfsmittel, mit denen man sich die Arbeit erleichtern kann, aber fast immer handelt es sich um reine Handarbeit, die es wert ist, geschätzt zu werden.
Schalen

Drechslerprodukte spiegeln sich im Brennholz wider

Wer hätte gedacht, dass sich meine Drechslerprodukte noch so lange im Brennholz widerspiegeln?

Viele Jahre lagert bereits ein großer Teil meines Brennholzvorrates in einem Seecontainer, der sonst nur als Abstellraum für Gartenutensilien genutzt wird. Irgendwann wurde es Zeit, dieses Brennholz seinem eigentlichen Zweck zuzuführen – dem Heizen meines alten Universalkessels und damit dem Wärmen von Werkstatt und Wohnhaus.  Stück für Stück landete somit im Ofen. Ab und zu verbanden sich mit einem Stück Holz alte Erinnerungen an hohe Holzstapel, fleißige Helfer, den einen oder anderen grünen Schein, den man dem Holzhändler zuschieben musste und natürlich einzelne längst vergessene Produkte meiner seit 1988 bestehenden Drechslerei.

Brennholz aus der Drechslerproduktion
Ein paar Abfallstücke habe ich mir beim Befüllen des Kessels beiseite gelegt und nachgeschaut, ob es noch Bilder meiner dazugehörigen Drechslerprodukte gibt. Besonders interessant, weil das Produktionsspektrum immer wieder den Trends und Bedürfnissen folgen musste, somit sich natürlich auch eigene Fertigkeiten, Maschinenpark und Logistik  erweiterten.

In der linken Ecke finden sich zum Beispiel kleine Plättchen aus Kiefernholz und ein Stück Hartfaserplatte, mit denen ich ein Spielboot beplankt und ausgekleidet habe, welches noch heute in einer Kinderarztpraxis steht. Das war im Sommer 1991. Das Boot wird immer noch regelmäßig überholt – vor zwei Jahren musste das Steuerrad erstmalig komplett ausgewechselt werden.  Das Radlager vom Trabant war schon arg mitgenommen…

Spielboot Drechslerprodukte

Auf der rechten Seite liegen einige Stücke kreisförmig ausgeschnittenes Erlen- und Eschenholz. Die Reste entstanden beim Ausschneiden von Tellern, aus denen ich  profilierte Ringe gedreht habe. Diese dienten von mir erdachten und gefertigten Zeitungsständern als Füße. 1989 fing ich an, diese beliebten Objekte an Kunstgewerbeläden zu verkaufen. Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, aber damals konnten die Erzeugnisse garnicht genug Schnörkel und Formen haben.

Zeitungsstaender Drechslerprodukte

Das kleine gedrehte und gebohrte Stück in der Mitte ist ein Abfallteil aus meiner ältesten Serienproduktion. Als ich im Sommer 1988 meine Drechslerei eröffnete benötigte ich einen stabilen „Aufhänger“, der mir regelmäßig gut bezahlte Arbeit bescherte. Das waren dann sogenannte Pfeifenständer, in denen ein Pfeifenraucher seine Pfeifen abstellen konnte. Die Konstruktion war für fünf Pfeifen gedacht, war aus Birkenholz und wurde in 3 verschiedenen Farbtönen geliefert. Alle paar Wochen fuhr ich mit einem vollgepackten Saporoshez nach Berlin zur Großhandelsgesellschaft (GHG) „Waren täglicher Bedarf“ (WtB) und verhalf den Tabakwarenläden in Potsdam und Berlin  zu etwas mehr Angebot. Das dazu benötigte sogenannte „Preiskarteiblatt“ hatte ich im Vorfeld bei der ÖVW des Landkreises beantragt und genehmigt bekommen.
Die auf meiner Erika getippte Rechnung vom 3.9.1988 hab ich zur Belustigung mal mit hochgeladen.

Pfeifenstaender Drechslerprodukte Rechnung

Jetzt sage noch jemand, dass Brennholz nur Wärme spendet….. :D

 

Dicken Zierkopf aus Robinienholz hergestellt

Im Auftrag einer Tischlerei durfte ich nach einem Muster einen Zierkopf aus Robinienholz herstellen. Auch dieses Muster hatte ich einmal vor vielen Jahren produziert. In meiner Erinnerung war es jedoch schon arg verblasst. Wind und Wetter hatten dem ursprünglich aus Eichenholz produzierten Schmuckelement schlimm zugesetzt. Das Holz war komplett gerissen und der Sockel fast nicht mehr vorhanden. So schafft Petrus den Drechslern immer wieder neue, schöne Arbeit.
Im aktuellen Fall wurden alte Zaunpfähle aus Robinienholz angeliefert, in der Hoffnung, dass sich daraus noch einige neue Teile drehen lassen würden. Das Holz stellte sich beim Zuschnitt in einem besseren Zustand dar, als erst angenommen.
Robinienholz ist extrem widerstandsfähig gegen Schädlinge, hart und biegsam. Als ringporiges Holz hat es ein edles Erscheinungsbild und lässt sich – ähnlich wie Eiche sehr gut räuchern. Es entsteht ein sehr schöner olivgrüner Farbton, der sich vom hell verbleibenden Splintholz stark abhebt. Später wandelt sich die Färbung ins bräunliche.

Zierkopf aus Robinienholz
Zierkopf aus Robinienholz

Als Drechslerholz ist die Holzart sehr gut geeignet und wie zum Beispiel bei Weißbuche und Pflaumenbaum, lassen sich Holzgewinde recht unproblematisch schneiden und bohren – ideal für den Bau von Spinnrädern oder ähnliche durch Gewinde verbundene Konstruktionen.
Fälschlicherweise wird Robinie sehr oft als Akazie bezeichnet – leider auch von Fachleuten. Der Beiname „Scheinakazie“ verrät das Mißverständnis. Akazien gibt es hier nur in Ausnahmen. Die meisten Arten dieser Mimosengewächse findet man in Australien. Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist ein typischer Neophyt, der sich überall auch auf kargem Boden stark verbreitet. Um eine wirksame Alternative zu Tropenholz zu schaffen, wird im Gegensatz zu anderen Neophyten die Ausbreitung und Nutzung an unproblematischen Standorten gefördert.

Viele Hobbydrechsler und Künstler haben es bereits verstanden. Es gibt sehr attraktive und gut verarbeitbare einheimische Holzarten. Es muss nicht immer das interessant klingende Tropenholz sein, dessen Herkunft trotz diverser existierender Zertifikate oft nicht hinreichend geklärt ist.

Gedrehte Zierleisten aus Holz gefertigt

Auf Wunsch eines Kunden wurden Zierleisten aus Holz gefertigt. Diese sollten dazu dienen, die Füllungen von Wohnungstüren zu umrahmen. Vorbild war ein kleines profiliertes Stück Holz.
Die Länge der einzelnen Elemente spielte keine große Rolle, da die Teile sowieso erst noch individuell auf Länge geschnitten und eingepasst werden mussten. Auch die Holzart war relativ egal, da die Oberfläche deckend gestrichen werden solllte. So konnten jede Menge Reste von Eschenholz verarbeitet werden, die eigentlich zum Verheizen zu schade waren.
Ein CNC-Automat hätte nun ein Programm benötigt, um die Form aufs Werkstück übertragen zu können – meinem hydraulischen Kopierautomaten genügt aber auch ein handgedrehtes Muster.

Zierleisten aus Holz drehen

Der Automat fährt die jeweiligen Musterstücke mit zartem Druck ab und überträgt die Form auf das eingespannte, rotierende Werkstück. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Erzeugnis einen Durchmesser von 12 Zenti- oder 8 Millimetern hat.
In diesem Fall waren die Leisten maximal 15 Millimeter dick und 34 Zentimeter lang. Damit nicht viel nachgeschliffen werden muss, sollte der Drehstahl schon recht scharf sein und die Drehzahl optimal an das Werkstück angepasst werden.

Zierleisten aus Holz Versand

Die Enden mit den Mitnehmerspuren wurden noch abgeschnitten und verputzt und schon waren einige laufende Meter Zierleisten zum Versand fertig. Der Kunde schliff anschließend noch eine kleine Fläche zur besseren Auflagean, passte die Leisten ein und fertig waren die Türen für die Maler…

Zierleisten aus Holz montiert
Bild: Frank Steinert, Berlin