Holzschale ist nicht gleich Holzschale. Vom zarten, schlichten Schälchen für den Schmuck, kann es über sämtliche Zwischenformen- und Größen mit allerlei Rafinessen bis zur Schüssel im Meterbereich gehen. Nichts wird im Hobby- und Künstlerbereich so gerne gefertigt, wie Schalen. Und das zum Teil mit großer Hingabe und Kunstfertigkeit.
Querholzdrehen gehört zur Grundausbildung des Drechslers. In der Gesellen- und Meisterausbildung wird großen Wert auf die saubere und maßhaltige Fertigung von Querholzobjekten gelegt. Jeder gelernte Drechsler ist in der Lage, eine handwerklich korrekt gefertigte Schale anzufertigen. In einer Baudrechslerei ist jedoch das Drehen von Schalen nicht an der Tagesordnung.
Umso mehr freute ich mich über den Auftrag eines Stammkunden, ein Objekt des Künstlers Lüder Baier nachzuempfinden. Es handelte sich um eine schlichte Schale aus schwerem, dunklen Tropenholz. In der Mitte wurde ein Dorn aus Messing eingearbeitet. Das Objekt war leider nicht mehr ansehnlich und sollte Ersatz bekommen. Das verklebte Eichenholz wurde vom Kunden geliefert.
Auf dem Schraubenfutter wurde von mir die Rückseite gedreht. Dabei war zu beachten, dass ein Bauch mit durchgängigem Radius entstand. Diesen hatte ich mir errechnet und eine Schablone angefertigt. Einen Fuß ließ ich dabei stehen. Diesen benötigte ich danach zum rückwärtigen, sicheren Spannen. Die Innenseite wurde nicht akkurat kopiert, sondern mit Gefühl nachempfunden. Auf die originale Messingspitze legte der Kunde keinen Wert. Eine Planscheibe mit Spannklötzen (schnell selbst gefertigt) wurde dann von mir verwendet, um den Fuß wieder wegzudrehen. Der Radius der Unterseite wurde somit vollendet.
Die Deutschen Werkstätten Hellerau, die ich auf einer unserer zahlreichen Innungsfahrten besuchen konnte, widmete dem 2012 verstorbenen Künstler mit dem bekannten Signum LB eine eigene Ausstellung.