Da man mit dem QR-Code schnell und komfortabel in meine Drechslerei gelangt, möchte ich das Interesse auch mit einer extra dafür erstellten Seite belohnen.
Watt is denn an deem Haus interessant ?
Das alte Backsteingebäude, vor dem Sie stehen, wurde 1936 als Tischlerei errichtet. Die Rückwand des Hauses steht quasi im zweiten Graben der ehemaligen Stadtbefestigung. Deshalb der Name „Wallgraben“. Die Fundamente der Gebäude waren beim Hausbau eine echte Herausforderung. Angeblich wurde dieses Fundament mehrmals geschüttet, weil es immer wieder absackte. Zement war damals teuer – zu der Zeit wurde der Westwall gebaut und viele Bunker- und Befestigungsanlagen standen in den Startlöchern. 1938 wurde deshalb auch ein Baustopp für alle zivilen Bauvorhaben verhängt.
Hinter dem rechten Fenster befand sich ein kleiner Schweinestall. Der geräumige Dachboden wurde für die Lagerung von Heu, Material und Särgen genutzt. Man konnte nur mit einer Leiter durch zwei Luken nach oben gelangen. 1945 hielten sich dort oben während des Einmarsches der Sowjetarmee einige Männer vom Volkssturm in Särgen versteckt, die Tischlermeister Karl Gropler dort lagerte. Seinen Betrieb führte er von 1926 bis Anfang der 70er Jahre. 2003 fand ich in der Dachtraufe eine gut versteckte Handvoll Karabinermunition, von der selbst der alte Tischlermeister vermutlich nichts wusste. Er selbst arbeitete bis zum Schluss – seine letzte Arbeit war eine eichene Haustür für den Schmiedemeister Otto Linnicke. Da war er 73 Jahre alt.
Und nu…?
1988 richtete ich in diesem Gebäude meine Drechslerwerkstatt ein. Damit gab es in Ziesar wieder eine Drechslerei. Die letzte ihrer Art befand sich in der Gartenstraße. Drechslermeister Grunicke kam aber leider aus dem 2.WK nicht zurück.
Der kleine Schweinestall wurde nun zum Automatenraum, der Dachboden zu Lager, Packraum, Büro und Bereich für die Späne-Absauganlage. Statt Schränken, Fenstern, Türen, Särgen und anderen Tischlereierzeugnissen, stelle ich nun Erzeugnisse des Drechslerhandwerks her. Verkürzt gesagt:
Der Tischler macht eckig – der Drechsler rund.
Dafür stehen in den Räumen diverse Maschinen zur Verfügung, die nach und nach angeschafft wurden. Wie Sie an den staubigen Fenstern erkennen können, lässt sich in einer Drechslerei die Entstehung von Holzstaub und Spänen kaum vermeiden. Es ist also ein Zeichen dafür, dass hier gearbeitet wird.
Und watt machste so…?
Das Spektrum der hergestellten Erzeugnisse ändert sich immer wieder im Laufe der Jahre. Es gibt tausende von Erzeugnissen, die ich herstellen kann. Viele davon sind bereits angefertigt worden. Um eine Vorstellung von der Vielseitigkeit der Produkte zu bekommen, habe ich Ihnen hier einige Seiten zu besonderen, aber auch alltäglichen Produkten verlinkt. Klicken Sie dazu einfach auf das jeweilige Bild.
Weitere Beispiele an Erzeugnissen finden Sie [ hier ].
Es gibt leider nur noch wenige Drechslereien in Deutschland. Es handelt sich um ein uraltes Handwerk, das man erst erlernen muss. Wie in anderen Gewerken absolviert man eine 3-jährige Lehre und kann sich anschließend zum Handwerksmeister qualifizieren. Es gibt viele Spezialisierungsrichtungen, die man als Firma einschlagen kann.
Mit etwas Glück können Sie mir übrigens direkt vom Burgenwanderweg aus bei der Arbeit an der Holzdrehbank zusehen.
Meine Erzeugnisse findet man mittlerweile deutschlandweit, aber auch in der einen oder anderen Ausstellung von Künstlern zB. in Berlin, Miami, Basel, Wellington…