Für einen Kunden durfte ich unlängst eine größere Holzkugel per Hand drehen.
Als Sportgerät gedacht, kam es in erster Linie auf das geplante Gewicht von 6 Kilogramm an. Diese Masse erhält man, wenn die Kugel aus Rotbuche besteht und einen Durchmesser von 25 Zentimetern besitzt. Um ein späteres Reißen der Kugel zu vermeiden, habe ich den Rohling mehrfach verklebt. Es sollte keine Kugel im technischen Sinne, sondern eine „optische“ Kugel werden. Deshalb reichte es völlig aus, die entstehende Form im Produktionsprozess mit einer Pappschablone zu kontrollieren.
Eine Kugel im technischen Sinne ist eine perfekte Form. Diese handwerklich herzustellen ist nicht so einfach. Meist handelt es sich um Kugeln, die bewegt werden sollen, wie zum Beispiel Billard-, Bowling- oder Kegelkugeln. Jede kleinste Unwucht oder Delle macht sich im Lauf bemerkbar. Auch solch eine Kugel lässt sich handwerklich herstellen – jedoch nur mit einem sehr hohen Aufwand. Die Technik nennt sich „über Kreuz drehen“ und wird vom Drechsler unter anderem in der Meisterausbildung verlangt. Früher wurden auch diese Kugeln nur vom Drechsler hergestellt. Aus Kunststoffen werden die heutigen Bowling-Bälle gegossen und an Automaten in Form gebracht.
Eine optische Kugel muss dem kritischen Blick standhalten und wird im Normalfall nicht in Rotation gebracht. So auch in diesem Fall, wo die Kugel für artistische Körperübungen genutzt wird.
Vielleicht ist es möglich, vom Kunden Bilder zu erhalten, wo die Verwendung der Kugeln ersichtlich wird. Durch die Vielseitigkeit des Drechslerberufes erhält man Einblicke in diverse Anwendungen und Tätigkeiten.