Die Idee, einen Kirchen Bausatz als regionales Souvenir herzustellen und anzubieten, kam aus dem Bedürfnis, meinen Lehrlingen eine sinnvolle Arbeit zu schaffen, die relativ einfach, aber nicht anspruchslos ist und eine regionale Marktnische füllt.
Zuerst war es die örtliche Stadtkirche meiner Heimatstadt Ziesar, die abgeschritten, vermessen und in ein maßstabgetreues Modell umgewandelt wurde. Der sehr schöne, leicht herzustellende Baukörper wurde in 13 Segmente geteilt. Bis auf die drei Apsiden gab es keine Drechslerarbeit am Objekt. Und doch waren es genau diese, die mir Kopfzerbrechen bereiteten. Rund gedreht mussten die kleinen Elemente längs halbiert werden, damit sie einer Apsis ähnlich sahen. Arbeitsschutz und effektive Herstellung mussten unter einen Hut gebracht werden. Und so entschloss ich mich, eine Klemmhalterung für mehrere Apsiden zu bauen, die dann vorsichtig am Anschlag durch die Bandsäge geschoben wurden. Die etwas rubbelige Fläche brauchte dann nur noch an der Bandschleifmaschine plan geschliffen werden.
Entwicklung und Umsetzung begannen um das Jahr 2000. Damals entschied ich mich für eine Verpackung in einer Plastetüte. Mittlerweile bin ich umgeschwenkt und habe die noch vorhandenen Bausätze in Pappkartons umgepackt.
Später entstanden durch Kundenwünsche weitere Bausätze. So wurden die Klosterkirche Lehnin, die Kirche St. Katharinen zu Brandenburg und die Mönchenkirche Jüterbog in Modelle umgewandelt. Jeder Baukörper hatte seine Eigenheiten, die neue Herausforderungen an mich als Produzenten stellten. Von der Jüterboger Kirche habe ich alle Modelle restlos verkauft. Dazu gibt es leider kein Originalbild mehr vom Bausatz.
Sinn des Ganzen war eine Produktstrecke für die Lehrlinge. Im Drechslerhandwerk dauert es ein Stück weit, bis sich ein Lehrling sinnvoll an der Produktion beteiligen kann. Viele Kenntnisse sind zu erwerben. Viele Fertigkeiten müssen sich angeeignet werden. Bis dahin vergeht Zeit und endlose Übungen nehmen den Weg in den Ofen.
Bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg zahlten die Lehrlinge dem Meister ihr Lehrgeld, um Kost, Logis und Ausbildung zu erhalten. Mein Großvater erzählte mir einmal, dass er als Ankerwicklerlehrling in Stralsund nicht nur Lehrgeld zahlte, sondern auch noch das gesamte erste Lehrjahr mit Putzen, Ausfegen und Botengängen verbrachte. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Und doch sollte man sich bei den Klagen um ein höheres Azubientgeld ab und an an diese vergangenen Zeiten erinnern.