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Verwurmter Treppenpfosten findet sein neues Ebenbild

Ein völlig verwurmter alter Treppenpfosten sollte ursprünglich nur geflickt werden. Der Bauherr hatte vermutlich mit Unsummen gerechnet, was ein komplett neuer Treppenpfosten mit historischem Gesicht kosten soll. Aber Handwerk muss nicht teuer sein.
Der alte Antrittspfosten diente gleich als Muster – der Idealfall. Man kann natürlich auch alte Bauelemente nach Zeichnung oder Fotografie nachbauen, aber um den Stil komplett zu erfassen und umzusetzen, ist ein gut erhaltenes Muster Gold wert. Der ursprüngliche Pfosten aus Erlenholz wurde von mir aus Kiefer nachgebaut. Erle war früher ein beliebtes Drechslerholz für den Geländerbau. Es war und ist preiswert, homogen, weich und geschmeidig – lässt sich sehr gut verarbeiten.
Allerdings lieben auch die Holzwürmer bzw. die Gemeinenen Nagekäfer Erlenholz ganz besonders. Die Treppenhäuser wurden oft nass gewischt und so begann das Unheil zumeist von unten – dem Sockel der Treppenstäbe und Treppenpfosten, die durch das Wischen immer wieder feucht wurden. Auch Kiefer ist davor nicht gefeit, jedoch bieten das Harz und andere Holzinhaltsstoffe einen besseren Schutz vor Wurmbefall. Aus diesem Grund sind die Handläufe in alten Häusern, die oft aus Kiefer gefertigt wurden, meist in besserem Zustand.

Der Pfosten kann ohne weiteres komplett eckig eingespannt werden. Mit einer kräftigen Schrubbröhre sind die Kanten schnell weggedreht. In diesem Fall wurden anstatt Bohlen, Bretter verklebt. Leider wird technisch getrocknete Kiefer in dickeren Stärken zumeist mit einer Holzfeuchte von über 14% gehandelt. Für eine herkömmliche Verklebung ungeeignet. Es muss also nachgetrocknet werden oder man greift auf das dünnere und trockenere Kiefernholz aus dem Holzhandel zurück.

Der Pfosten wird weitestgehend mit den gleichen Werkzeugen und auf die gleiche Art hergestellt, wie es unsere Drechslerkollegen vor 100 Jahren getan haben. Mit geübter Hand und systematischem Vorgehen dauert der Vorgang nicht so lange, wie man es vermuten könnte.

Wie Zwillingsbrüder stehen die beiden Antrittsposten nebeneinander. Der neue wird den alten für die nächsten 100 Jahre und mehr ersetzen und dem Treppenhaus einen schönen ersten Eindruck verleihen.

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Steffen: