Kaum zu toppen war der diesjährige Verbandstag der Drechsler und Spielzeugmacher in Olbernhau (Erzgebirge). Aus ganz Deutschland tummelten sich die BetriebsinhaberInnen und Berufsveteranen auf dem Gelände der Saigerhütte im Ortsteil Grünthal, wo ich als Lehrling immer Mittwochs zur Disco gegangen bin. Direkt an der Bahnstrecke zu meinem nicht mehr existierenden Internat und der nicht mehr existierenden Berufsschule in Neuhausen, lagen Pension und Hotel, wo die Teilnehmer der geselligen Tagung untergebracht waren.
Den Anfang machte unser traditioneller Drechslerstammtisch, wo man sich bei Bier, Wein und gutem Essen herzlich begrüßte.
Der Kopf war schwer am nächsten Tag – mit dem Bus ging es die kurvenreiche Strecke nach Grünhainichen zur Manufaktur Wendt & Kühn, die seit 100 Jahren die weltweit bekannten 11-Punkte-Engel herstellt. Neben der sehr interessanten Führung durch das weitläufige Gelände, traf ich zufällig nach vielen Jahren einen ehemaligen Drechslerlehrling aus meiner Klasse wieder, der schon lange in der Firma arbeitet. Wie groß war die Freude!
Eine weitere Station war die Werkstatt von Drechslermeister und Kunsthandwerker Björn Köhler, der uns Sortiment und Werkstatt vorstellte. Auf engstem Raum werden die feinsten Erzeugnisse aus Holz hergestellt – bekannt aus jedem Weihnachtskatalog.
Nachmittags durften wir uns dann in der WEMA GmbH die neuesten CNC-Maschinen der Holzdrehtechnik anschauen und vorführen lassen. Leider sind Investitionen in solch feine Technik im Moment ein großes Risiko – zumindest in meinem Umfeld. Trotzdem eine interessante Weiterbildung.
Den Abschluss bildete der Besuch im weiträumigen und sehr gut ausgestatteten Drechslershop der Familie Steinert. Es wurde gesucht, begutachtet und eingekauft. Auch ich bin schwach geworden und habe mir eine kleine Arbeitserleichterung gegönnt.
Bevor am nächsten Tag die Tagung mit allerlei interessanten Vorträgen und Diskussionen begann, wurden am Abend wieder die Gläser gefüllt und fröhlich gefeiert. Den krönenden Abschluss bildete ein kurzer Besuch bei meinem alten Kumpel aus Lehrlingszeiten – Drechslermeister Heiner Stephani mit seinen Mopsengeln. Ja – richtig gehört – aber nicht angelehnt an die Hunderasse, sondern seine Weihnachtsengel der besonderen Art. Wir haben gebrüllt…
Sonntag nachmittag hatte mich dann die Heimat wieder – voller schöner Eindrücke.